Über das Projekt
Um den Klimawandel erfolgreich zu bekämpfen, ist ein Umbau des heutigen Energiesystems und ein massiver Ausbau der Photovoltaik (PV) notwendig. Viele Studien zeigen, dass die Photovoltaik zur wichtigsten Energietechnologie weltweit aufsteigen wird. Für Europa und Deutschland ist es daher zentral, in diesem Technologiefeld aktiv zu sein und den gigantischen Markt mit neuen disruptiven Innovationen zu bedienen. Die aktuell dominierende Siliciumsolarzellentechnologie beruht erheblich auf Innovationen aus Europa, Japan und den USA. Entsprechend ist der europäische Anlagenbau und die Materialbereitstellung für die Siliciumtechnologie nach wie vor global bedeutsam. Andererseits werden Siliciumsolarzellen zuletzt hauptsächlich in Asien gefertigt. Allerdings wird die weitere technologische Entwicklung der Siliziumsolarzelle in den nächsten Jahren an ihre physikalische Grenze stoßen. Damit ergibt sich für Deutschland durch die Entwicklung neuer und innovativer Technologien die Chance, neben Forschung, Anlagenbau und Materialbereitstellung auch wieder bei der Produktion der Solarzellen eine internationale Spitzenstellung zu erreichen.
Hier setzt das Leitprojekt MaNiTU an: Durch die Entwicklung nachhaltiger, höchsteffizienter und kostengünstiger Tandemsolarzellen auf Basis von Perowskit-Absorbermaterialien in Kombination mit Silicium, eröffnet MaNiTU eine herausragende Perspektive für eine erfolgreiche europäische produzierende PV-Industrie:
- Reduktion flächenabhängiger Kosten und Senkung der Stromgestehungskosten
- Erschließen eines breites Anwendungsfeldes von klassischen PV-Anlagen bis hin zu integrierten Anwendungen an Gebäuden oder in Fahrzeugen
- Reduktion des Ressourcenverbrauchs und den damit verbundenen erheblichen Stoffströmen eines globalen PV-Marktes im Terawatt (TW)-Maßstab.
- Vermeidung kritischer Materialien und Reclyclingkonzepte.
Die aufstrebende Perowskitsolarzellen-Technologie entwickelt sich seit 2009 in der Forschung rasant mit einem Wirkungsgradanstieg von 3,8 % auf heute über 25%. Ausgehend von bekannten Perowskitabsorbern werden deshalb in MaNiTU mit modernsten materialwissenschaftlichen Methoden neue Absorber sowie darauf abgestimmte Kontakt- und Passivierungsschichten für hocheffiziente Perowskit-basierte Tandemsolarzellen entwickelt. Von Anfang an wird die Material- und Prozessentwicklung durch umfassende Nachhaltshaltigkeitsbewertung analysiert und bewertet.
Der innovative Ansatz, theoretische Modellierung und experimentelle Arbeiten zu Absorber und Kontaktschichten eng zu verzahnen, ermöglicht es, Grenzflächeneffekte zu verstehen und gezielt für gewünschte Funktionalitäten einzusetzen. Am Ende des Projektes werden Stabilität und hohe Wirkungsgrade auf Modulebene demonstriert, sowie die dafür notwendigen Materialkombinationen und Fertigungsprozesse durch Patente gesichert sein. Darüber hinaus wird ein wesentlicher Wissenszuwachs hinsichtlich der Absorbermaterialien und Grenzflächeneffekte erwartet. Die entwickelten Materialien und Prozesse, sowie die gewonnenen Erkenntnisse sind zusätzlich auch für andere optoelektronische Bauteile und Anwendungen relevant.
MaNiTU generiert so einen Innovationsvorsprung für den deutschen Maschinen- und Anlagenbau sowie für Materialien herstellende Unternehmen. MaNiTU bündelt für diese Ziele das weltweit einzigartige Kompetenz-Portfolio der Fraunhofer-Gesellschaft, das theoretische und experimentelle Materialwissenschaft, sowie technologische, wirtschaftliche und ökologische Expertisen zu Solarzellen umfasst. Keine andere Wissenschaftsorganisation kann derartige Kompetenzen für die Bekämpfung des Klimawandels, die Sicherung der technologischen Unabhängigkeit der Energieversorgung und für die Nutzung solch enormer Marktchancen einsetzen.